Unsere schon traditionelle Herbstausfahrt führte uns diesmal nach Raschau im Erzgebirge. Ziel war die dortige Süßmühle, landschaftlich schön gelegen am Ortsrand im Raschauer Grund und benannt nach Carl Heinrich Süß, der das aus dem Jahr 1240 stammende Gebäude 1873 erwarb und damit den Grundstein für fünf Generationen legte.
Der letzte Müller war Karl Süß, der 1983 verstarb. Nach dem Ende des Betriebes als Getreidemühle befanden sich hier zu DDR-Zeiten Außenstellen der VEB ddk Scharfen-stein und Motorradwerk Zschopau. Die dörfliche Lage im Erzgebirge und die baulichen Gegebenheiten wurden für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten genutzt, die nicht für jedermanns Wissen bestimmt waren. Im Jahr 1983 begannen Hannelore Döscher, die Tochter von Karl Süß, und ihr Ehemann mit der Rekonstruktion und Sanierung des vierstöckigen Gebäudes, die bis heute andauert. Jetzt beherbergt die Mühle ein Museum. Der Mühlenboden wird als Raum für Veranstaltungen genutzt und ist Ort für Hochzeiten in romantischer Umgebung.
Als wir nach entspannter Fahrt bei etwas wechselhaftem Wetter, diesmal aus organisato-rischen Gründen ohne Briefing und Road Book, gut angekommen waren, begann nach herzlicher Begrüßung durch das Ehepaar Döscher, traditionell in historischen Kostümen, eine interessante Führung. Dabei konnten die intakte Mühlentechnik, das vier Meter große Wasserrad sowie die wieder in Betrieb befindiche und zur Stromerzeugung für das Gebäude genutzte Turbine besichtigt werden Besonders anschaulich dargestellt, beein-duckte auch die in mehreren Räumen gezeigte Wohn- und Arbeitswelt der damaligen Müllersleute.
Anschließend wartete noch ein besonderes und vielleicht einmaliges Highlight in Form eines Musikinstrumentes auf uns. Der letzte Müller Karl Süß, nebenberuflich Volkskünstler und Musiker aus Leidenschaft, konstruierte 1952 ein Glockenspiel, bestehend aus 26 originalen Meißner Porzellanglocken, deren Klöppel elektromagnetisch durch Klaviertasten betätigt werden. Heute kann nur Frau Döscher durch autodidaktische Aneignung dieses Instrument spielen. Sie gibt zu gegebenen Anlässen Konzerte auf dem Mühlenboden und hat es dank der transportablen Bauweise des Glockenspiels bis in den „Kessel Buntes“ geschafft. Für uns wird ihre Darbietung als Musikerlebnis in schöner Erinnerung bleiben.
Nach einem reichhaltigen rustikalen Mühlenbüfett traten wir zufrieden und um viele schöne Eindrücke reicher die Heimfahrt an. Einen Zwischenstopp auf dem Parkplatz an der Binge bei Geyer nutzten einige Oldtimerfreunde noch für einen Herbstspaziergang.